Hans H. Blotevogel
Industrielle Kulturlandschaft im Ruhrgebiet

Die Geschichte einer schwierigen Annäherung

Der Begriff »industrielle Kulturlandschaft« geht uns heute ziemlich problemlos über die Lippen, und auch das Programm, das hinter diesem Begriff steht, ist kaum noch umstritten: die Erhaltung und schonende Weiterentwicklung der industriell, d.h. der im Ruhrgebiet vor allem durch Kohle und Stahl, geprägten Industrielandschaft. Damit sind selbstverständlich nicht nur die einzelnen Objekte der Denkmalpflege gemeint, sondern ganze Quartiere und letztlich der gesamte Landschaftsraum des Ruhrgebiets. Dass sich ein solches Programm realistischerweise auf die industriekulturell wertvollen »Inseln in dem Meer des Gewöhnlichen« konzentrieren muss, hat nicht zuletzt die Internationale Bauausstellung Emscher Park gezeigt.

Die Genese der industriell geprägten Kulturlandschaft des Ruhrgebiets steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der geographisch landeskundlichen Forschung. Verwiesen sei dafür nicht nur auf die klassischen Darstellungen von Hans Spethmann (1933/1995), Heinz Günter Steinberg

(1967), Wilhelm und Wilfried Dege (1983) sowie auf Josef Birkenhauer (1984), sondern auch auf einige neuere Untersuchungen, in denen wesentliche wissenschaftliche Grundlagen für eine erhaltende Kulturlandschaftspolitik des Reviers bereitgestellt werden. So zum Beispiel auf Gert Duckwitz (1996), Klaus Fehn (1998), Roland Günter (1994), Heinz Günter Steinberg (1995) und Hans-Werner Wehling (1998). Eine abermalige Zusammenfassung dieses Wissens auf wenigen Seiten könnte kaum über die Wiederholung elementarer, allgemein bekannter Grundzüge hinauskommen.

Bisher wenig untersucht worden ist jedoch die Genese der Wahrnehmung und Bewertung der industriellen Kulturlandschaft des Reviers. Sie ist voll von Widersprüchen und Brüchen, teilweise auch sehr zweifelhaften ideologischen und politischen Zielsetzungen, kurz: Sie ist die Geschichte einer schwierigen Annäherung. Im Folgen den werden einige ausgewählte Facetten dieser Geschichte beleuchtet. Im Kontext dieses Buches soll damit auf einige historische und geographische Hintergründe der heutigen Bemühungen um Industriekultur und Kulturlandschaftspflege im Ruhrgebiet aufmerksam gemacht werden.

Das Ruhrgebiet als fremdartiges und bedrohliches Faszinosum

Das Ruhrgebiet ist bekanntlich weder eine naturräumliche noch historisch einheitlich vorgeprägte Landschaft wie beispielsweise das Münsterland oder das Sauerland. Es ist eine in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliche Region, und als eine solche fremdartige, neue, ja exotische und bedrohliche Region wurde sie von den zeitgenössischen Beobachtern vielfach wahrgenommen.

Das Ruhrgebiet entstand bekanntlich auf der Grundlage der Kohlenlager stätte des Karbons als Industrie und Siedlungsagglomeration. Seine mit »amerikanischem Tempo« ablaufen de Entwicklung setzte mit dem Übergang der Steinkohlenförderung zu den in die Mergeldecke durchstoßenden Tiefbauzechen, mit der Errichtung von Eisenhütten und dem Eisenbahnbau um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde aus der beschaulichen bäuerlichen Landschaft eine bis dahin in Deutschland noch nicht gesehene und erlebte Industrielandschaft.

In den folgenden zwei Schilderungen über die Landschaft, in der 1847 auf dem freie Feld der Lipperheide der Bahnhof Oberhausen an der Köln Mindener Bahn errichtet wurde, wird dieser Wahrnehmungswandel deutlich. Annette von Droste Hülshoff schrieb im Jahr 1845 über eine (fiktive) Reise vom »noch echt rheinischen Herzogtum Cleve« in die »Grenzstriche des Bistums Münster« über das Sandmünsterland, dessen landschaftliche Charakteristika auch für die Lipperheide zutreffen:

»Eine trostlose Gegend! unabsehbare Sandflächen, nur am Horizont hier und dort von kleinen Waldungen und einzelnen Baumgruppen unterbrochen. ... Aus den einzelnen Wacholderbüschen dringt das klagende, möwenartige Geschrill der jungen Kiebitze, ... Dann noch etwa jede Meile eine Hütte, vor deren Tür ein paar Kinder sich im Sande wälzen und Käfer fangen, und allenfalls ein wandernder Naturforscher, ... und wir haben Alles genannt, was eine lange Tagesreise hindurch eine Gegend belebt, die keine andere Poesie aufzuweisen hat, als die einer fast jungfräulichen Einsamkeit, und einer weichen, traumhaften Beleuchtung, in der sich die Flügel der Phantasie unwillkürlich entfalten«.

Mit der 1847 fertiggestellten Köln Mindener Bahn fuhr Levin Schücking wenige Jahre später durch die Lipperheide und berichtet:

»Die Eisenbahn aber führt uns weiter nach Oberhausen, mitten in eine Landschaft, welche eine Staffage von nordamerikanischem Gepräge hat, wir befinden uns in ödester Sandgegend, ... und mitten in ihr erblicken wir die Schöpfungen des modernsten Kulturlebens, eben aus dem Boden aufgestiegene Stationsgebäude, Häuser, Hotels, Fabriketablissements, und ehe viel Zeit verfließt, wird mit amerikanischer Schnelligkeit eine Stadt aus diesen Sandhügeln aufwachsen, das verbürgt der Knoten der Bahnlinie, der hier sich schürzt«.

Die Geschichte der Wahrnehmung und Deutung des Ruhrgebiets und die Entwicklung der regionalen Identität im Ruhrgebiet sind bisher noch nicht systematisch aufgearbeitet worden. Ansätze finden sich in den Darstellungen von Jürgen Aring u.a. (1989); Jan Peter Barbian und Ludger Heid (1997); Hans Heinrich Blotevogel (1993/ u.a. 1988); Detlef Briesen (1994), Karl Rohe (1986) und Matthias Uecker (1994, 1997).

Nach meiner Kenntnis der zeitgenössischen Darstellungen und Deutungen des Ruhrgebiets in landeskundlichen Darstellungen lassen sich zusammenfassend folgende Merkmale herausstellen:
Das Ruhrgebiet sperrte sich gegen die Einordnung in die gewohnten geographische und landeskundlichen Beschreibungs- und Deutungskategorien. Es entstand »quer« zu den historischen Landschaften und zu den preußischen Regierungsbezirken und Provinzen. Das chaotische Gewirr von Wohnsiedlungen, Zechen, Fabriken und Verkehrsanlagen sperrte sich gegen eine Einordnung in die tradierten Kategorien von Stadt und Land, von kreisfreier Stadt und Landgemeinde. Die Industrielandschaft des Reviers war etwas völlig Neues, ein Ausdruck des neuen Industriezeitalters mit all seinen provozierenden Widersprüchlichkeiten.

Die aus allen Richtungen, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor allem aus dem östlichen Mitteleuropa zuziehenden Arbeitskräfte und ihr Familien stellten das Revier nicht nur vor eine große soziale und kulturelle Integrationsaufgabe, sondern erzeugten zugleich den Eindruck einer beträchtlichen sozialen und kulturellen Differenz gegenüber den westfälischen und niederrheinischen Nachbarregionen.

Das Wesen, die raison d'être, dieser neuen Region wurde in ihrer Prägung durch die Montanindustrie, also durch Bergbau, Stahlindustrie, Kohlechemie, Walzwerke, Schwer-maschinenbau usw., identifiziert. Die Montanindustrie prägt nicht nur die Industrielandschaft des Reviers, sondern auch das Denken und Handeln der dort lebenden Menschen. Vermeintlich entsteht dort das »Industrievolk« als neuer Typus zwischen Westfalen und Rheinländern wie es Wilhelm Brepohl 1948 beschrieben hat.

Die Deutung des Ruhrgebiets durch die zumeist bürgerlich konservativen Autoren ist in den ersten Jahrzehnten von einer ausgeprägten Distanzierung und Entfremdung gekennzeichnet: Sie empfinden das Ruhrgebiet nicht nur als etwas Neues und unerhört Fremdartiges, artiges, sondern auch als etwas Schreckliches, ja sogar Gefährliches und Bedrohliches: Nicht nur die Natur, sondern auch die Kulturlandschaft sei durch die Industrie weit gehend zerstört worden. Entwurzelte, großenteils »vaterlandslose« und »heimatsfremde« Arbeitermassen bevölkerten die Landschaft. Hemmungsloses Profitdenken, Materialismus und »Industrialismus« hatten sich breit gemacht und - horribile dictu - »amerikanische Verhältnisse« geschaffen. Damit wird das Ruhrgebiet zu einem Gegenbild der »deutschen Kulturlandschaft«, und das meint: der wohlgeordneten und harmonischen vorindustriellen, im Wesentlichen bäuerlichen Kulturlandschaft.

Einige Zitate mögen diese Sicht des Reviers belegen:

lm Jahr 1901 veröffentlicht Philipp Witkop, geboren in Kleinenberg bei Paderborn, in den zwanziger Jahren Professor für Ästhetik und Literaturgeschichte in Freiburg i.B., eine der frühesten literarischen Deutungen des Ruhrgebiets.

»Aus tausend Schloten steigt ein dicker Rauch,
der walzt sich langsam durch die Lüfte her,
dann sinkt er nieder dicht und schwarz und schwer,
und brütet dumpf auf Haus und Baum und Strauch.
Es lauert rings ein großes, schwarzes Sterben,
und alle Blatter sind so welk und grau,
als funkelte hier nie ein Tropfen Tau.

Kein Frühling will die Straße bunter färben
Nur Rauch, nur Qualm, der sich voll träger Ruh,
aus tausend Schloten walzt in schwarzer Masse.
Wie ich dich hasse, meine Heimat, du!
Wie ich seit Kindertagen schon dich hasse!«

Wenige Jahre später schreibt Wilhelm Schäfer eine Fahrt »Der Ruhr entlang zur Industrie«. Zunächst geht es durch das liebliche Ruhrtal, dann zur Kruppstadt Essen:

»So wehren sich in Essen Geschmack und vieles Geld gegen die industrielle Verwüstung der Natur; da unten aber in Oberhausen, Sterkrade, Meiderich: da kämpft nur noch die Konkurrenz. Da ist der Mensch und seine Wohnung dem Wahne der Industrie geopfert. In trauriger Öde, zwischen Fabriken und Zechen eingeengt, ziehen die schwarzen Straßen zwischen schwarzen Häusern hin, darin die Menschen wie in Höhlen wohnen. Der elende Ziegelbau mit rußig angelaufenem Zement scheint hier die einzige Bauart; überall Schienen - man kann es nicht begreifen, was alle diese Bahnen sollen - Drähte von elektrischen Bahnen und immer ein Geruch von nassen Schornsteinen in der Luft: eine Höllengegend, an der einem nichts so charakteristisch erscheint, wie wenn - z.B. in Oberhausen - ein Stück gezeigt wird, wo der Boden auf einmal mit Straße und Häusern versank, weil unten in der Erde die Spekulanten zu wild am bauen waren.«

Für die Natur und Heimatschutzbewegung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts musste das Ruhrgebiet eine einzige Herausforderung sein. Auch im Ruhrgebiet waren seit den 1880er Jahren zahlreiche Heimatvereine gegründet worden, die vor allem von der Lehrerschaft und historisch interessierten Honoratioren getragen wurden. Die Hauptintention der Vereine war die Erfassung, Untersuchung und Bewahrung der Natur und der historischen Zeugnisse der lokalen vorindustriellen Geschichte. Ihr Verhältnis zur industriellen Gegenwart schwankte zwischen Verdrängung und Ablehnung und barg insofern Konflikte, die dann in den 1920er Jahren zu einer offenen Auseinandersetzung führten.

1919 schreibt der in Gelsenkirchen-Schalke aufgewachsene Hans Klose über »Das westfälische Industriegebiet und die Erhaltung der Natur« in der Schriftenreihe der staatlichen preußischen Stelle für Naturdenkmalspflege. In einem kurzen biographischen Rückblick berichtet er eingangs über Wanderungen mit seinem Vater in die noch naturnahe ländliche Umgebung in der Schalker Emscherniederung in den 1890er Jahren. Nur zwei bis drei Jahrzehnte später erkennt er diese Landschaft kaum wieder, denn inzwischen hat die Naturzerstörung dramatische Ausmaße angenommen. Es ist sein Anliegen, »weitere Kreise ..., denen der Schutz und die Pflege der deutschen Heimat am Herzen liegen, für die Note eines Landstrichs zu erwärmen, der gewaltiges Menschenwerk mit dem Verlust der Natur bezahlen musste«. »Wer aus ländlicher Umgebung in ein Industrie und Kohlengebiet verschlagen wird, gewohnt sich schwer, vielfach aber nie ein. ... Solch einem Einwanderer wird das Gebiet nie zur Heimat ...«.

Klose wirft die Frage auf, inwiefern eine solche Landschaft überhaupt noch »Heimat« sein könne. Das Problem des Reviers bestehe nicht nur in der Zerstörung der Natur, sondern auch in der Zuwanderung durch »Heimatsfremde«. Diese entstammten vielfach »niederen Kulturbereichen, und ein erheblicher Prozentsatz war nichtdeutschen Ursprungs. Ihnen war das Land Aufenthalt, nicht Heimat«. Dieser enge Zusammenhang von Natur und Mensch, der zum ideologischen Kern der bürgerlichen Natur und Heimatschutzbewegung gehörte (und der in dem holistischen Landschaftskonzept der älteren Geographie ein theoretisches Korrelat besaß), fuhrt im Ruhrgebiet zu einem katastrophalen Befund: Weithin zerstörte Natur, »Industrialismus« und »Profitstreben«, entwurzelte Arbeitermassen und »niedrige« Kultur - das sind die Ingredienzien der Industrielandschaft des Ruhrgebiets, gleichsam die Negativfolie der »deutschen Kulturlandschaft«.

Das Ruhrland muss Heimat werden

Die fatalen Konsequenzen dieser sozialkulturellen Ausgrenzung und Stigmatisierung der Ruhrgebietslandschaft und ihrer Bevölkerung durch die konservative, großstadt- und industriefeindliche Heimatbewegung und Landeskunde liegen auf der Hand. Schon gegen Ende des Kaiserreichs und verstärkt in den 1920er Jahren als Reaktion auf den Ruhrkampf, die französische Ruhrbesetzung und die weltanschaulichen Kämpfe der Weimarer Republik setzt eine politisch motivierte wissenschaftliche und volkspädagogische Gegenbewegung ein: Da das Ruhrgebiet droht, zu einem politischen und sozialen Gefahrenherd ersten Ranges zu werden, muss es heimatfähig gemacht werden!

Wie konnte das möglich werden? Eine originelle Lösung finden wir bei dem schon zitierten Hans Klose: »Manche Anzeichen deuten daraufhin, dass der Industriebezirk in seiner Wandlung vom Aufenthalt zum Heimatlande begriffen ist. . . Für das Endergebnis dieser neuen Entwicklung wird unendlich viel davon abhängen, wie man das Antlitz der Heimat weiterhin gestaltet. Sie wird zwei verschiedene Seiten zeigen müssen, die sich wie Alltag und Sonntag zueinander verhalten. Das eigentliche Industrieland bildet die eine Seite; es trägt das Arbeitskleid. Die Natur ist bis auf kärgliche Reste verschwunden, aber gute, anheimelnde Wohnungen, ausreichende Grünflächen, Spielplätze und Laubenkolonien sorgen dafür, dass die jenem Verluste entspringenden Härten und Schäden, soweit noch irgend möglich, gemildert werden. Vor den Toren des Industrielandes aber, mit diesem durch Grünstreifen und eine Fülle von Anschlüssen verbunden, liegt ein anderes Land, das Feiertagsgewand trägt und nicht auf Schritt und Tritt die Spuren des Menschen und seiner Werke zeigt. . . Beide Seiten zusammen, das sei die Heimat«.

Das heißt im Klartext: Im geschundenen Ruhrgebiet selbst ist die Situation hoffnungslos, nur in der räumlichen Ergänzung und Verflechtung mit den benachbarten ländlichen Kulturlandschaften ist Heimat möglich. Eine solche Position, die einen Übergang von der Ausgrenzung zur Einbeziehung markiert, konnte allerdings kaum eine tragfähige Basis sein für eine Politik, die auf die politische und soziale Integration des Reviers zielte, und für eine Pädagogik, die das Ruhrgebiet selbst zur Heimat machen wollte. Dazu musste zunächst das Bild des Reviers korrigiert und positiv gewendet werden, denn eine Region, die durch zerstörte Natur und kulturlose Bewohner, also durch eine »Un-Kulturlandschaft« charakterisiert wurde, war nicht heimatfähig. Es musste ein positives Gegenbild des Ruhrgebiets entworfen und propagiert werden.

Diese Mission beherrscht die Ruhrgebietsliteratur der 1920er Jahre. Die bizarre Ästhetik der Ruhrgebietslandschaft wird entdeckt (am besten nachts im exotischen Schein der Hüttenwerke erlebbar) und zunehmend positiv beschrieben. Das Ruhrgebiet wird als Land des technisch industriellen Fortschritts und als »Land der Arbeit« gedeutet. Der Topos vom Ruhrgebiet als »der Heimat des deutschen Industriemenschen« wird entwickelt und zu einer politisch pädagogischen Aufgabe ersten Ranges erhoben.

Zu diesem Programm konnten die in historischen Kategorien verharrenden Heimatvereine nur wenig beitragen, da sich Heimat für sie primär über die vorindustrielle Vergangenheit definiert und sie insofern nicht in der Lage waren, den Widerspruch zur Industriekultur der Gegenwart aufzuheben. Der Gelsenkirchener Journalist Wilhelm Brepohl kritisierte in den 1920er Jahren heftig die gegenwartsfremde Ausrichtung der Heimatbewegung. Er lehnt die Historisierung und Romantisierung der Heimat ab und fordert ein gegenwartsbezogenes, »lebenskräftiges« Heimatgefühl. Allerdings bleibt sein Verhältnis zur Industrie noch zwiespältig; er selbst bezeichnet es wiederholt als »faustisch« und fragt sich, »ob wir die Industrie bejahen müssen oder verneinen dürfen«.

Diese Ambivalenz beruht letztlich auf dem durch die Volkstumsforschung der 1920er Jahre zusätzlich akzentuierten Gegensatz zwischen einer positiv bewerteten, historisch geprägten deutsch westfälischen Kultur einerseits sowie einer negativ bewerteten, gegenwartsbezogenen industriell geprägten Zivilisation andererseits. Auch für Brepohl besteht das große Problem des Ruhrgebiets in der Vermischung der Bevölkerung. Das dortige Proletariat sei durch die Einwanderung einer »fast bildungsunfähigen Schicht« entstanden und insofern nur bedingt einer Erziehung zur Heimat zugänglich.

Damit deutet Brepohl die soziale Frage des Ruhrgebiets zu einer Volkstums und Rassenfrage um und wirft damit die Frage auf, inwiefern neben der autochthonen und zugewanderten deutschen Bevölkerung auch die »heimatsfremden Elemente« wie Polen, Juden und Zigeuner überhaupt in das heimatpädagogische Programm mit einbezogen werden können.

In den Kontext der Bemühungen um die Stiftung von Heimat im Ruhrgebiet gehören auch die gezielten Bestrebungen, der Region zwischen Ruhr und Lippe einen Namen und damit eine Identität zu geben. Anstelle der umständlichen, nüchternen Umschreibungen wie »Rheinisch Westfälisches Industriegebiet« oder »Ruhrkohlenbezirk« wird nun, d.h. in den 1920er Jahren, verstärkt die Bezeichnung »Ruhrland« propagiert.

In der Bevölkerung fand dieser Versuch aber offenbar wenig Anklang, da er nicht an den üblichen Sprachgebrauch anknüpfte und einen bis dahin völlig ungebräuchlichen Begriff zu lancieren versuchte. Jedenfalls setzt sich gegen Ende der zwanziger Jahre der Begriff »Ruhr gebiet« immer mehr durch, und dabei ist es trotz gelegentlicher Versuche zur erneuten Propagierung des Namens »Ruhrland« bis heute geblieben.

Als Beispiel aus den 1920er Jahren möge das von Hermann Ehlgötz bearbeitete und 1925 herausgegebene Werk »Ruhrland« in der Reihe »Deutschlands Städtebau« dienen. Der Herausgeber umreißt sein programmatisches Anliegen gleich zu Beginn (In den 1980er Jahren unternahm die Westdeutsche Allgemeine Zeitung einen solchen Versuch unter Verweis auf die analoge Namengebung Saargebiet - Saarland, doch hatte sich inzwischen längst die Bezeichnung »Ruhrgebiet« fest etabliert.):

» »Ruhrland« soll das allen Deutschen jetzt doppelt wert und lieb gewordene Land heißen; nicht mehr geschäftsmäßig nüchtern »Industriegebiet«. Es sind nicht die reichen Bodenschätze, die wir bewundern, sondern das werktätige Volk, das in aller Drangsal und Not treu zum Reiche hielt und auch in den schwersten Tagen die Hoffnung auf Deutschlands Zukunft nicht verlor.«

Buchdeckel-Illustration des Deutschen Bundes Heimatschutz, 1923

Die positive Umwertung des Ruhrgebiets und seiner Landschaft konnte die bekannten und in der öffentlichen Wahrnehmung fest verankerten negativen Einstellungen und Images naturgemäß nicht einfach ignorieren.

Die umfangreiche politisch pädagogische Literatur der 1920er Jahre versucht dieses Problem auf unterschiedliche Weise zu lösen: Die negativen Landschaftszüge werden genannt, aber relativiert. Neue positive Charakterzüge werden thematisiert: die technisch wirtschaftliche Modernität und Größe, der Fleiß der Arbeiter (zumindest der deutschen), die eindrucksvolle Ästhetik der Industrielandschaft, aber auch die Einengung der negativen Charakteristika auf einen kleineren Teilraum des Reviers, vor allem die Emscherzone, ist eine der Strategien.

Einige Beispiele aus der Literatur mögen diese Versuche zur Umdeutung des Ruhrgebiets belegen. 1925 gab Paul Schneider unter dem Titel »Ruhrland« ein »Heimatbuch für das rheinisch westfälische Industriegebiet« heraus. Das zentrale Motiv des an die Lehrer des Reviers gerichteten Buches besteht in der Darstellung des »Ruhrlands« als Heimat. Seine Botschaft: Heimatliebe muss und kann auch im »Industrieland« entstehen. Ähnlich wie die bäuerliche Kulturlandschaft Heimatliebe entstehen lässt, soll und kann auch die andere Ästhetik der Industrielandschaft als regionale Eigenart das Ruhrgebiet heimatfähig machen. Dabei werden durchaus auch kritische Töne im Hinblick auf Natur und Landschaftszerstörung angeschlagen, aber insgesamt werden Industrie und Arbeit als prägende Kräfte des Ruhrlandes positiv gezeichnet. Gleich zu Beginn steht das Gedicht »Das Land der tausend Feuer« von Adolf Potthoff:

»Wer deine Schönheit, Heimat, will verstehen,
darf nicht am hellen Tag dir in das Antlitz sehen. ...
O Heimat, dir vor allen ist doch der Kranz gewiss,
trotz Staub und Grau und Falten, trotz Sorg' und Kümmernis,
nur wahre dir das Eine, Heimat vergiss sie nie:
des Schaffens urgewalt' ge, sieghafte Melodie.«

Dies ist ebenso gegen das »zersetzende« Gedicht von Witkop gerichtet wie eine aufschlussreiche Erzählung von Bernhard Luther, der eine andere Strategie zur Annäherung an das Ruhrgebiet verfolgt, indem er das negative Bild räumlich einengt (»Wie ich das Industriegebiet lieben lernte«). Er berichtet, wie er voll von Vorurteilen aus beruflichen Gründen ins Ruhrgebiet kam (allerdings nach Hagen Haspe). Dort entdeckte er die Poesie der märkischen Landschaft und der in sie eingebetteten Industriewerke. »So lernte ich unsere Gegend lieben, wie sie durch menschliche Arbeit geworden ist. Aber schlimm war in meiner Einbildung immer noch das nördlich von uns sich erstreckende Kohlenrevier. Namen wie Bochum, Gelsenkirchen, Herne schienen mir das Schlimmste vom Schlimmen zu bedeuten.«

Der Pädagoge Paul Schneider macht sich Gedanken über den richtigen Weg, »den die Lehrer gehen müssen, um dem Industriekinde »das schwarze Land« zur Heimat zu machen«: »Neu und eigenartig ist die Landschaft durch die Industrie geworden, neu und eigenartig verläuft auch das Industrieleben in seiner Vermischung ländlicher und städtischer Elemente. Ganz anders als beim Stadt , ganz anders als beim Landkinde ist der Vorstellungskreis des Industriekindes. Ihn muss der Lehrer kennen, um dadurch das Gefühls und Willensleben der Industriekinder beeinflussen zu können«.

Die Argumentation knüpft offenkundig an die traditionelle distanzierende Sicht vom Ruhrgebiet als »schwarzem Land« an, indem es die Wesensverschiedenheit gegenüber den rheinischen und westfälischen Nachbarlandschaften akzentuiert: Im Ruhrgebiet lebt ein eigener Menschenschlag, nämlich das Industrievolk in der Industrielandschaft, und deshalb brauchen die Industriekinder eine eigene Heimatpädagogik.

Wenn dieses volkspädagogische Ziel dann erreicht worden ist, sieht der national gesinnte Beobachter das »Ruhrland« so wie Bernhard Schulte in seinem 1931 erschienenen Buch über Westfalen:

»Das Ruhrland - wie es gewöhnlich bezeichnet wird, trotzdem es die Grenzen der Ruhr weit überschritten hat - ist die bewunderte Herzkammer der deutschen Industrie geworden. Mit Staunen überblickt der Reisende, der im Berliner D-Zug die Strecke Duisburg-Hamm durchfährt, die ragenden Fördertürme, die glühenden Koksbatterien, die rauchenden Schlo te, die gewaltigen Hochöfen ..., die volkreichen Ortschaften, die belebten Personenbahnhöfe, ... das Gewirre der Eisenbahnüberführungen ... - daneben erinnern wogende Getreidefelder an die Fruchtbarkeit der Landschaft. Das Auge des Schauenden kommt nicht zur Ruhe; sein Herz aber wird höher schlagen bei dem Gedanken: »Hier ist das Land der Arbeit, hier schlagen treudeutsche Herzen, die wissen und bedenken, daß nur in der Erhaltung der deutschen Volkseinheit und dem Zusammen stehen aller Volkskreise und nimmermüder Arbeit die deutsche Volkswirtschaft erhalten werden kann.««

Der politisch pädagogische Auftrag durchzieht auch das klassische Ruhrgebiets-Werk von Hans Spethmann, 1933 erschienen und 1995 wieder nachgedruckt. Gleich zu Beginn heißt es programmatisch:

»Ihr alle an der Ruhr, die Ihr Euch dorthin zurücksehnt, woher Ihr einmal kamt ...; Ihr alle, die Ihr nicht mehr dorthin zurückkönnt, weil Euch der Kampf ums tägliche Brot für immer an die Ruhr fesselt, Ihr könnt hier eine zweite Heimat finden und werdet sie lieben, wenn Ihr Herz und Augen auftut und um Euch schaut im Ruhrland, mögt Ihr bei seinem ersten Anblick auch gedacht haben, Ihr müßtet inmitten dieser Welt verkümmern und vergehen. Packt dort zu, wo Ihr seid! Lernt die Ruhr in ihrem vielfältigen Geschehen kennen und damit auch verstehen! Dann wird sie Euch eine Stätte erdgebundenen Empfindens und Erlebens. Ihr werdet mit ihrem Boden und mit ihren Bildern zu einer seelischen Einheit verwachsen.«

Aber wo liegt für Spethmann das Problem? War es in der Natur und Heimatschutzbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vor allem die Zerstörung der Natur und der ländlichen Kulturlandschaft durch die Industrie, so rücken jetzt immer stärker politische und völkische Argumente in den Vordergrund. Hingegen werden die Wirkungen der Industrie nun als insgesamt segensreich dargestellt und die Umweltschäden bagatellisiert:

»Es war im Ruhrrevier ein neues Polen im Entstehen«. »Es ist begreiflich, dass bei dieser Sachlage völkische Bedenken lebendig wurden ...«. »Es wurde der Industrie nahegelegt, den weiteren Zuzug zu hemmen und nur noch Arbeiter aus germanischen Nachbarländern herbeizuziehen, um im Ruhrgebiet kein slawisches Vorwerk zu schaffen, damit es nicht nach einem Jahrzehnt vielleicht schon zu spät sei«. »Freilich sind auch Schattenseiten damit [der Prägung durch die Großindustrie] verbunden, aber wie klein sind sie gegenüber all dem Großen, das hier geleistet wird! Es lagert sich Dunst und Rauch über einer Landschaft, die vor anderthalb Jahr hunderten fast gänzlich frei von industrieller Betätigung war. Gegenwärtig, wo wir Jahre eines katastrophalen Tiefstandes hoffentlich hinter uns haben, freuen wir uns, wenn Schornsteine rauchen. ... Gewiß sollen bei einem großgewerblichen Leben Schäden für die Menschen nach Möglichkeit vermieden werden, aber es ist immer noch besser, Dunst und Rauch zu ertragen, als in einem Indus triegebiet bei klarer Luft zu hungern. Im übrigen sind diese Nachteile oft übertrieben worden. Keineswegs ist überall der Wald zurückgegangen, wie schnelle Urteile leichthin aus sprechen«.

Ruhrland - Collage nach Motiven von Fritz Gärtner

Die politisch pädagogische Heimatmission im Ruhrgebiet war in erster Linie ein Anliegen bürgerlich konservativer, im Laufe der 1920er Jahre immer mehr völkisch argumentierender Kräfte. Politisch mobilisiert durch das »Versailler Diktat«, die Rheinlandbesetzung und den Ruhrkampf und ideologisch unterstützt durch die Volkstums und Rassenforschung, traten die natur und heimatschützerischen Anliegen immer mehr zurück zugunsten weltanschaulicher und politischer Propaganda. Damit wurde der Weg zur nationalsozialistischen Herrschaft ideologisch vorbereitet.

Aber auch die liberale Mitte hatte Probleme mit dem Ruhrgebiet. Als Zeuge möge der Schriftsteller und liberale Reporter Erik Reger dienen, der Ende der 1920er Jahre einige hochinteressante Reportagen über das Ruhrgebiet und einzelne Städte u.a. in der Weltbühne veröffentlichte. Auch für ihn ist das Ruhrgebiet ein fremdartiges Faszinosum:

»Eine chaotische Landschaft, in der sich Mietskasernen, Schornsteine, Sportplätze, Zechentürme, Parkanlagen, Aschenhalden, Villen in Barockmanufaktur, Gartenlokale, Hochöfen, burgenhafte Fabrikfassaden und Kolonien im Schwarzwälder Puppenstil unaufhörlich durcheinander schieben. Eine chaotische Landschaft, in der Handelskammern, Gewerkschaften, Industriellenverbände, Bürgervereine, Pressechefs und Kulturdirektoren am gleichen Strang ziehen, um den düstern Alltag zu verschönern und das barbarische Konglomerat der Einwohner mit Kultur zu beglücken.«

»Es war im Ruhrrevier ein neues Polen im Entstehen«. »Es ist begreiflich, dass bei dieser Sachlage völkische Bedenken lebendig wurden ...«. »Es wurde der Industrie nahegelegt, den weiteren Zuzug zu hemmen und nur noch Arbeiter aus germanischen Nachbarländern herbeizuziehen, um im Ruhrgebiet kein slawisches Vorwerk zu schaffen, damit es nicht nach einem Jahrzehnt vielleicht schon zu spät sei«. »Freilich sind auch Schattenseiten damit [der Prägung durch die Großindustrie] verbunden, aber wie klein sind sie gegenüber all dem Großen, das hier geleistet wird! Es lagert sich Dunst und Rauch über einer Landschaft, die vor anderthalb Jahr hunderten fast gänzlich frei von industrieller Betätigung war. Gegenwärtig, wo wir Jahre eines katastrophalen Tiefstandes hoffentlich hinter uns haben, freuen wir uns, wenn Schornsteine rauchen. ... Gewiß sollen bei einem großgewerblichen Leben Schäden für die Menschen nach Möglichkeit vermieden werden, aber es ist immer noch besser, Dunst und Rauch zu ertragen, als in einem Industriegebiet bei klarer Luft zu hungern. Im übrigen sind diese Nachteile oft übertrieben worden. Keineswegs ist überall der Wald zurückgegangen, wie schnelle Urteile leichthin aus sprechen«.

Ein noch entschieden negativeres Bild des Ruhrgebiets zeichnet 1930 Heinrich Hauser, Redakteur und Fotograf der liberalen Frankfurter Zeitung und nach dem Ersten Weltkrieg kurzzeitig Hüttenarbeiter, in dem berühmt berüchtigten Bildband »Schwarzes Revier«. In Bildern und teilweise autobiographisch erzählenden Texten beschreibt er ein Ruhrgebiet, dessen Hässlichkeit auf der Welt ohne Beispiel ist: Seine Landschaft ist voll von Schmutz, Rauch, Unordnung der Siedlungen und Straßen, dichtem Verkehr, einem Durcheinander von Zechen, Hüttenwerken und Arbeiterkolonien (»alle aus Backstein schlechter Qualität gebaut, braunrot und schwarz verräuchert«).

Fritz Gärtner in Paul Schneider, 1925

Er registriert im Müll spielende Kinder, beeindruckende großtechnische Anlagen, die vom technischen Fortschritt künden (hinter dem der zivilisatorische Fortschritt aber zurückbleibt), schütteren Wald (»Der Wald hebt sich nicht von dem Grau der Landschaft ab, seine Stämme tragen kein Laub, die Kronen stechen wie dürre Besen in die Luft«) und eine von Staub und Rauch geschwängerte Luft («Die Sicht ist niemals klar, auch an den hellsten Sonnentagen nicht, man sieht immer wie durch trübe Brillengläser, so dick ist die Luft vom Rauch der zahllosen Schlote.« ).

Hauser fragt: »Was ist hier Stadt, was Land?«. »Ja, es sind ernsthafte Pläne und Projekte bekannt geworden, das Industriegebiet zu einem solchen einheitlichen Stadtgebilde praktisch zusammenzufassen, »Stadt der Städte«, »Städtestadt«, »Gigant an der Ruhr« sind hierbei häufig angewandte Begriffe. Ganz sicher ist es falsch, das Revier als eine einzige Großstadt aufzufassen. Der ganze Charakter des Reviers ist nicht städtisch« . Immerhin konzediert Hauser für die zurückliegenden Jahre seit seinen Erfahrungen als Hüttenarbeiter 1919 eine gewisse Verschönerung des Stadtbildes, »die Entwicklung zur [sic] Zivilisation«, so dass die Städte ihren »Kolonialcharakter« eingebüßt haben, eine »zunehmende Kultivierung der Menschen des Reviers«, insbesondere auch des Proletariats. Immer wieder registriert er die Größe und Modernität der industrietechnischen Anlagen, die im Kontrast zur geistigen und politischen Engstirnigkeit der Menschen stehen. Hinsichtlich der Lebensbedingungen im Revier gelangt er zu einem vernichtenden Urteil: »das Leben im Revier kann heute kaum menschenwürdig und zivilisiert genannt werden«, vor allem wegen der schweren Industriearbeit, die »zu einer langsamen körperlichen und seelischen Verkrüppelung führt«.

Das »schwarze Revier« Heinrich Hausers erregte im Ruhrgebiet einen Sturm der Entrüstung. Nicht nur Erik Reger kritisierte scharf die unangemessen klischeehafte Darstellung, sondern vor allem von konservativer Seite wurde die Schwarzmalerei als kontraproduktiv gegenüber der politisch pädagogischen Integrationsmission empfunden. Dabei ging es nur vordergründig um die Frage, inwieweit das von Hauser gezeichnete Bild der Wahrheit entsprach oder nicht - immerhin verfügte er über authentische Erfahrungen als Arbeiter, der einige Monate in einem Ledigenheim kaserniert gewesen war und am Hochofen gearbeitet hatte -; entscheidend war, dass seine Darstellung nicht mit der normativ aufgeladenen Vorstellung des Reviers als einer »deutschen Industrielandschaft« im Rahmen des hegemonialen konservativ völkischen Diskurses kompatibel war.

Auch die nationalsozialistische Ideologie nahm gegenüber dem Ruhrgebiet eine ausgesprochen ambivalente Haltung ein. Einerseits fanden die Argumente der bürgerlich konservativen Großstadtkritik und die Ablehnung des »Industrialismus« aus den zwanziger Jahren auch unter den Nationalsozialisten großen Widerhall. Deshalb wurde zeitweilig ernsthaft diskutiert, ob nicht im Zuge der nationalsozialistischen Raumordnungspolitik die Industrieballungen wie das Ruhrgebiet wenn schon nicht ganz aufzulösen, so doch mindestens »aufzulockern« seien, um die Arbeiterschaft enger an die Scholle zu binden, wie es Albert Lange 1938 beschreibt.

Diese Einschätzung des Ruhrgebiets als einer »ungesunden Ballung« überdauerte übrigens den Krieg und blieb in den fünfziger Jahre zur Zeit der Regierung Meyers eine wesentliche Leitlinie der nordrhein-westfälischen Landesplanung. Auf der anderen Seite wurden mit Essen und Bochum gleich zwei Ruhrgebietsstädte zu Sitzen von NSDAP Gauleitungen, und spätestens mit dem Beginn des Krieges erwiesen sich alle Entballungs- und Reagrarisierungsvorstellungen als obsolet, da die Kriegswirtschaft neue Prioritäten zu gunsten der Rüstungsindustrie verlangte.

Kulturlandschaftsentwicklung und Industriekultur heute: Der lange Schatten der Entfremdung und das zwiespältige Verhältnis zur Region Ruhrgebiet

Aus rein pragmatischen Gründen muss an dieser Stelle die Skizze der historischen Entwicklung abgebrochen und die Nachkriegszeit weitgehend übersprungen werden. Für eine lückenlose Längsschnittbetrachtung fehlt nicht nur der Platz, sondern es mangelt vor allem auch an Vorarbeiten, zumal die Zahl der Repräsentationen des Ruhrgebiets in den für unsere Fragestellung relevanten Literaturgattungen von den 1950er bis zu den 1990er Jahren drastisch ansteigt.

Eine kursorische Durchsicht der Quellen (die sicherlich entschieden systematischer und differenzierter vorgenommen werden müsste) zeigt eine erstaunliche Kontinuität der Vorstellungsbilder über das Ruhrgebiet.

Zwar läuft die völkisch rassistische Deutung und Problematisierung der Ruhrgebiets Identität mit Wilhelm Brepohl aus ( Das 1948 erschienene Buch wurde im Wesentlichen vor 1945 in der völkisch-rassenkundlichen Argumentationstradition geschrieben, vor der Drucklegung dann aber offenbar etwas bereinigt und im Vorwort als volkskundliche Darstellung angekündigt.), aber die Motive des Fremden und Exotischen sowohl hinsichtlich der Landschaft (Umweltbelastung, riesiges Häusermeer, Gewirr von Industrieanlagen, Verkehrslinien usw., wie zum Beispiel in dem Buch »Im Ruhrgebiet« von Arno Wrobel aus dem Jahr 1960) als auch in soziokultureller Hinsicht wie etwa bei Heinrich Böll und Chargesheimer Ende der 1950er sind stets wiederkehrende und zumeist nur geringfügig variierte Versatzstücke der Ruhrgebietsliteratur der Nachkriegszeit. Der Mythos Ruhrgebiet wurde mit neuen Akzentuierungen fortgeschrieben.

Mentale Vorstellungsbilder über Regionen, Landschaften, Räume sind außerordentlich zäh und langfristig nachwirkend. Das ambivalente Bild des Ruhrgebiets und seiner Landschaft ist über Jahrzehnte hinweg immer wieder in Büchern, Bildbänden, Zeitschriften, Medien und vor allem im Schulunterricht reproduziert worden und hat sich in den Köpfen festgesetzt. Solche Repräsentationen sind durch Imagekampagnen nur marginal und allenfalls langfristig beeinflussbar.

Über die Jahrzehnte hinweg hat das zwiespältige Verhältnis zur industriellen Kulturlandschaft fortgewirkt. Dies ist sicherlich nicht im Sinne eines statischen Bildes zu verstehen. Zweifellos hat es auch Verschiebungen und Umwertungen gegeben, die hier jedoch nicht im Einzelnen nachgezeichnet werden können, aber als Erbe dieser Geschichte regionaler Entfremdung ist auch heute noch als eine ausgeprägte Ambivalenz in dem Verhältnis der Bevölkerung und speziell der Eliten des Ruhrgebiets zu ihrer Region zu erkennen:

Einerseits beobachten wir bis heute nicht nur bei Auswärtigen, sondern auch bei der Ruhrgebietsbevölkerung selbst eine innere Distanzierung gegenüber dem Ruhrgebiet, seiner Geschichte und seiner industriell geprägten Landschaft. Mehrere Faktoren sind für die mangelnde Identifikation mit der eigenen Region verantwortlich:

Immer noch tragen wir in unseren Köpfen als Idealbild von »Kulturlandschaft« das Klischee einer harmonischen, wohlgeordneten bäuerlichen Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts mit uns herum, also genau das Gegenbild einer industriell ge- und vernutzten Landschaft. Eine solche industriell geprägte Landschaft überhaupt »Kulturlandschaft« zu nennen, wäre den agrar- romantisch konservativ eingestellten Heimatschützern und Geographen der Zwischenkriegszeit geradezu als Widerspruch in sich vorgekommen.

Sicher: Schon in der Weimarer Zeit haben Wilhelm Brepohl, Hans Spethmann und andere die Industrielandschaft des Reviers heimatfähig zu machen versucht, und vor allem dank der modernen Industriedenkmalpflege und der IBA Emscher Park haben wir heute dazugelernt, und das meint speziell: die Landschaft des Ruhrgebiets neu sehen gelernt. Aber machen wir uns nichts vor: In weiten Kreisen der Bevölkerung, erst recht außerhalb des Reviers, sind die tradierten, am vorindustriellen Idealorientierten normativen Landschaftsbilder immer noch lebendig.

Völlig zu Recht konstatieren Jörg Dett mar und Karl Ganser am Ende der Internationalen Bauaustellung »IBA« Emscherpark 1999, dass die lokale und regionale Identität im Unterschied zu anderen Regionen im Ruhrgebiet nicht über die »Landschaft« aufgebaut wurde. Die Landschaft war im Ruhrgebiet stets ein Teil der »Fabrik-Struktur« und insofern auf der lebensweltlichen Ebene kaum identifikationsfähig. Im Kontext der Internationalen Bauausstellung Emscher Park zielte die Landschaftsplanung deshalb auch nicht auf eine Wiederherstellung der vorindustriellen Landschaft oder den Entwurf einer Ideallandschaft wie beispielsweise einen englischen Landschaftspark.

Die IBA Emscher Park richtete ihre Projekte vielmehr auf den Aufbau einer unter den Bedingungen der Gegen wart identifikationsfähigen Landschaft, die die industrielle Prägung nicht verleugnet, sondern bewusst an das Erbe der Industrielandschaft anknüpft, indem sie eine neuartige Verbindung von Industriekultur und Industrienatur herzustellen versucht. Dieses ehrgeizige Konzept verlangt von der Ruhrgebietsbevölkerung nichts weniger, als die Landschaft des Reviers neu sehen zu lernen.

aus: Zölf Jahre Duisburg 1950-1962, 1963

Hinzu kommt vor allem unter den Eliten innerhalb und außerhalb des Reviers eine mentale Distanzierung vom Revier, die sich teils auf eine soziale Distanzierung vom vermeintlich proletarischen Ruhrgebiet, teils - wie bei Erik Reger - auf eine gewisse kulturelle Distanzierung von der vermeintlicher Provinzialität des Reviers gründet. Das letztgenannte Motiv finden wir beispielsweise in den literarischen Reportagen aus dem Ruhrgebiet von Horst Krüger aus dem Jahr 1969 sehr aus geprägt wieder.

Unter der Arbeiterschaft des Ruhrgebiets scheint die mentale Distanzierung von der eigenen Region zwar entschieden geringer ausgeprägt zu sein, aber keineswegs völlig zu fehlen, wie etwa die anfangs zahlreichen skeptischen Stimmen gegen den vermeintlich nutz losen Erhalt industrieller Zeugnisse wie beispielsweise der Hüttenwerke in Duisburg-Meiderich und Hattingen zeigen. Diese mentalen Vorbehalte sind bekanntlich außerhalb des Ruhrgebiets besonders ausgebildet, und wenn tatsächlich - wie viele Soziologen annehmen - heute weniger die objektiven sozioökono mischen Statusunterschiede, sondern die Differenzierungen des soziokulturellen Habitus die Images und Vorurteile über die Menschen bestimmter Städten und Regionen beeinflussen, bleibt das Problem auch heute und künftig akut.

Andererseits steht diesen mentalen Vorbehalten und Distanzierungen unverkennbar eine zunehmende Identifikation vor allem der jüngeren Bevölkerung mit dem Ruhrgebiet gegenüber. Eine Schlüsselrolle scheint hier das in den letzten Jahren geradezu dramatisch gewandelte Verhältnis zur industriell geprägten Kulturlandschaft zu spielen. Die Zeugnisse der Industriekultur - Fördertürme, Industrieanlagen, Verkehrsbauten, Werkssiedlungen - waren noch in den sechziger und frühen siebziger Jahren Symbole des hässlichen, rückständigen, ja bedrohlichen Ruhrgebiets. Wenn sie ihre ökonomische Funktion verloren hatten, mussten sie abgerissen werden, um der »modernen Stadtregion« zu weichen. Am Beispiel der radikalen Stadtsanierung von Essen Steele hat Tim Schanetzky diese für uns heute kaum noch nachvollziehbare harte Modernisierungspolitik einschließlich der dahinter stehenden Einstellungen rekonstruiert. Dass wir die Dinge heute anders sehen, ist das Verdienst nicht nur von Pionieren wie Roland Günter, sondern einer Vielzahl von Akteuren in der Denkmalpflege, der IBA Emscher Park und nicht zuletzt der rührigen Deutschen Gesellschaft für Industriekultur.

Akutelles Plakat des Kommunalverbandes Ruhrgebiet

Anscheinend deutlich verändert hat sich auch das Verhältnis der regionalen Eliten zur eigenen Region, vor allem in den jüngeren Generationen. Die mentalen Vorbehalte gegenüber dem Ruhrgebiet scheinen deutlich weniger geworden zu sein, und es mehren sich die Anzeichen, dass sich tatsächlich auch im Ruhrgebiet so etwas wie eine regionale Identität auszubilden beginnt Die Gründe dafür sind vielfältig: die Erosion der alten Klassenidentitäten, das Wegbrechen der alten industriellen Basis und das Wachstum des Dienstleistungssektors, die Verbürgerlichung der Arbeiterschaft, die Entstehung der »neuen Mittelschichten« und vieles mehr.

Allerdings dürfen diese Tendenzen nicht überschätzt werden. Zwar weist der Trend der letzten Jahre eindeutig in die Richtung des »Andererseits«, aber die skizzierte Zwiespältigkeit ist noch längst nicht überwunden. Zu fest sitzen die historisch geprägten negativen Einstellungsmuster.

Im Übrigen kann und darf es auch nicht darum gehen, von dem einen Extrem der tiefen Entfremdung zu dem anderen Extrem einer kritik- und distanzlose Verklärung zu fallen, so wie in den 1920er Jahren einige sendungsbewusste Pädagogen um den Preis des Realitätsverlusts das Ruhrgebiet zur Heimat machen wollten. Wolfgang Ebert hat völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass die Auseinandersetzung mit der Industriegeschichte der eigenen Region stets eine zwiespältige Angelegenheit bleiben wird und auch bleiben muss, um nicht in Verklärung und Heimattümelei abzugleiten. Was das Ruhrgebiet braucht und was sich erst allmählich heraus- zubilden scheint, ist ein - sicherlich nie spannungsfreies - Gleichgewicht zwischen einer Identifikation mit sowie einer kritischen Distanz gegenüber der eigenen Region, ihrer Bevölkerung, ihrer Landschaft, ihrer Vergangenheit und ihrem industriekulturellen Erbe.

Wie zwiespältig und spannungsvoll auch heute noch das Verhältnis zur Industrielandschaft im Ruhrgebiet ist, zeigt sich deutlich an der aktuellen Frage, wie die Region und das Land NR W mit dem Erbe der 1999 beendeten IBA Emscher Park umgehen.

Die IBA hat den Weg gezeigt, wie eine behutsame regionale Entwicklungspolitik mit dem Erbe der industriellen Kulturlandschaft des Reviers konstruktiv umgehen könnte und sollte: vom Industriedenkmal über den Ensembleschutz zur erhaltenden Entwicklung der Kulturlandschaft des Reviers. Die IBA hat in den zehn Jahren ihres Wirkens die Richtung gewiesen, aber sie hat in diesen Jahren selbstverständlich nur einen Anfang machen und erste, auch überregional wahrnehmbare Zeichen setzen können. Diese IBA »Inseln im Meer des Gewöhnlichen« müssten jetzt weiter vernetzt und verbunden werden, bis das Ruhrgebiet insgesamt die hohen land- schaftlichen Qualitätsstandards erfüllt, die notwendig sind, damit die Region die dringend benötigte internationale Standortattraktivität für qualifizierte Arbeitskräfte und Investitionen entfaltet. Davon sind wir heute weit entfernt, und viele innovative Impulse der IBA drohen zu versanden.

Eine Idee aus der Endphase der IBA ist bekanntlich die Einrichtung eines »Nationalparks der Industriekultur«. Ich halte das Konzept für faszinierend: Es zielt auf den Erhalt und die schonende Entwicklung eines über das ganze Ruhrgebiet verteilten Netzwerks von herausragenden industriekulturellen Ensemblen.

Sicherlich lassen sich umgehend eine ganze Reihe von Bedenken und Schwachstellen dieses Konzepts benennen. So suggeriert schon die vorgeschlagene Bezeichnung »Nationalpark« eine konservierende, die wirtschaftliche Entwicklung behindernde Intention, die von den Urhebern der Idee sicherlich nicht gewollt ist. Aber was besonders enttäuscht, ist die offenkundige Reserve, mit der diese Idee bisher in der Öffentlichkeit und vor allem im politischen Raum der Kommunen und des Landes aufgenommen worden ist. Entweder wurde das Projekt vorschnell mit dem Utopie Verdikt belegt, oder es wurde ganz offen mit dem Argument abgekanzelt, die knappen öffentlichen Mittel müssten nun, nach zehn Jahren IBA, endlich wieder in die »eigentliche« Regionalpolitik zur Schaffung von Arbeitsplätzen fließen. Industriekultur und Landschaft müssten da eben in der Priorität zurücktreten.

Diese Frontstellung ist im Hinblick auf die längerfristige Entwicklung des Ruhrgebiets fatal. Die Strukturprobleme des Ruhrgebiets lassen sich nicht durch eine ressourcenintensive Reindustrialisierung, die an die schwer industrielle Tradition anknüpft, lösen.

Im Gegenteil: Über die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Regionen entscheiden künftig neben den klassischen Standortfaktoren wie Infrastruktur und Arbeitskräftequalifikation zunehmend die Standortdeterminanten der heraufziehenden Informations- und Wissensökonomie und in diesem Kontext auch weiche Faktoren wie kulturelle Identität und Landschaftsqualität. Das Ruhrgebiet verfügt hier über ein einzigartiges Potenzial, das jedoch mit einem langen Atem gepflegt und weiterentwickelt werden muss, dessen Wert jedoch immer noch unterschätzt wird.

In diesen Diskussionen tauchen immer wieder ähnliche Argumente auf wie seit Jahrzehnten. Sicher: Im Vergleich zur Vorkriegszeit hat die Revierbevölkerung inzwischen ein neues Verhältnis zu ihrer industriekulturellen Vergangenheit und zu der durch sie geprägten Landschaft gewonnen. Aber der lange Schatten der Entfremdung wirkt bis heute nach, und insofern ist die Geschichte der schwierigen Annäherung an die industrielle Kulturlandschaft des Ruhrgebiets noch nicht zu Ende.

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