Bergbaumuseum Wurmrevier e.V.
Gründungsjahr: 1986 Mitgliederzahl: 750
Der Steinkohlenbergbau in der Aachener Region
Das Aachener Revier zählt zu den ältesten Steinkohlenrevieren in Europa. In den Annalen der Augustinerabtei Rolduc wurden Kohlengruben schon im Jahre 1113 erwähnt. Der Bergbau im Aachener Revier war bis in das 19. Jahrhundert hinein durch viele Kleinbetriebe bestimmt. Erst mit Beginn der Industrialisierung vollzog sich eine Konzentration der Förderung auf größere und leistungsfähigere Unternehmen. Eine führende Rolle spielte dabei die Witwe eines »Gewerken« am sogenannten Eschweiler Kohlberg, Christine Englerth, eine der ersten deutschen Unter-
nehmerinnen. Auf ihren Einfluss geht die 1838 er-
folgte Gründung des Eschweiler Bergwerks Vereins
als erste preußische Bergbau-Aktiengesellschaft
zurück. Als am 27. März 1997 aus dem Schacht
von »Sophia Jacoba« der letzte Förderwagen ge-
zogen wurde, war der Steinkohlenbergbau des
Aachen-Südlimburger Reviers beendet.
Die Grube Anna
Die Steinkohlenförderung auf Anna wurde 1854 auf-
genommen. Schon 20 Jahre später war sie die
ertragreichste Grube im ganzen Revier. 1870/71
teufte der Bohrmeister Wilhelm Hinte einen Wetter-
schacht im westlichen Bereich ab. Dieser Wilhelm-
schacht gab auch der in den folgenden Jahren
entstehenden Bergarbeitersiedlung den Namen.
1908/09 erhielt die neue Grube Anna II eine rund 1800 Mann fassende Arbeiterkaue mit Brauseanlage. Büros und Badeanstalten für die Grubenbeamten schlossen sich an.
1954 erfolgte die Vereinigung der Gruben Anna I und Anna II zum Verbundbergwerk. Die gesamte Förderung wurde nun durch den zentralen Franzschacht gehoben und in einer einzigen Wäsche aufbereitet. Der Eduardschacht diente nur noch zur Seilfahrt und Beförderung von Materialien, überflüssig gewordene Tagesanlagen wie Wäsche, Sieberei, Bergebandbrücke wurden ab 1966 abgerissen.
1971-1989 nutzte die Bergberufsschule in die verbliebenen, umgebauten Grubengebäude von Anna II. Die Schachtanlage verwaiste in den folgenden Jahren. Der Eduardschacht diente bis zum Ende der Aufräumarbeiten untertage als einziehender Wetterschacht. Trotz vehementer Proteste durch den Verein Bergbaumuseum Wurmrevier und einer breiten Öffentlichkeit begannen zu Beginn des Jahres 1994 die Abrissarbeiten an der Schachthalle, und am 24. Februar des gleichen Jahres wurde das Schachtgerüst niedergelegt. An der Stelle des ehemaligen Schachtes steht heute eine Protegohaube zur Entgasung der unterirdischen Grubenbaue. Erhalten sind von der Tagesanlage das Fördermaschinenhaus mit seiner Einrichtung, die einstige Schmiede, das Verwaltungs und das Belegschaftsgebäude.
Der Verein Bergbaumuseum Wurmrevier
Der Verein Bergbaumuseum Wurmrevier wurde 1986 gegründet und hat heute fast 750 Mitglieder. Der Kreis Aachen, alle ehemaligen Revierstädte, zahlreiche Vereine und Firmen der Region haben ebenfalls die Mitgliedschaft erworben.
Die in der Satzung genannten Ziele des Vereines sind:
Seit seiner Gründung ist der Verein in Arbeitskreisen organisiert, um Interessen und Wissen zu bündeln, Arbeiten und Vorhaben eigenverantwortlich von den Mitgliedern durchführen zu lassen, das breite Spektrum der Lebens und Arbeitswelt der Bergbauindustrie zu erforschen. Auch sollen die Menschen einen Treffpunkt haben, deren gemeinsamer Beziehungspunkt der Bergbau mit seiner Kultur, Geschichte und Tradition ist.
Ehrenamtlich und mit viel Engagement arbeiten die Vereinsmitglieder in den Arbeitskreisen:
Ebenfalls ist die Geschichtswerkstatt »Grube Anna« organisatorisch dem Bergbaumuseum Wurmrevier zugeordnet. In der Geschichtswerkstatt haben sich Geschichtsvereine und interessierte Einzelpersonen zusammengeschlossen, um zur regionalen Berg- baugeschichte zu forschen und sie darzustellen. Die Nordrhein- Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege förderte die Arbeit der Geschichtswerkstatt mit einer Anschubfinanzierung.
Der Verein verfolgt das Ziel, nicht nur eine breite Basis der Zusammenarbeit innerhalb der eigenen Reihen zu ermöglichen, er strebt auch an, seine Arbeit in Abstimmung mit Behörden und Institutionen zu verwirklichen und zu leisten. Enge Kontakte werden gepflegt, Gespräche zur Information und Abstimmung regelmäßig geführt mit der Bergwerksgesellschaft (EBV), der Rheinisch-westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, dem Kreis Aachen, der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, der Regio Aachen, dem Deutschen Bergbaumuseum in Bochum, dem Industrion in Kerkrade, dem Zinkhütter Hof in Stolberg, dem Bergbaumuseum in Oelsnitz und dem Museum der Arbeit in Hamburg.
Weiteren Kontakt zu anderen Museen gibt es durch die aktive Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft der Industriemuseen in der Region Aachen und in dem gleichnamigen euregionalen Verein.
Deutlich zeigt sich diese kooperative Vorgehensweise in der Arbeit mit den verschiedenen Ämtern des Landschaftsverbandes Rheinland. Das Amt für Rheinische Landeskunde hat in Zusammenarbeit mit dem Bergbaumuseum Wurmrevier eine fünfteilige Videodokumentation über die Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Wurmrevier erstellt. Fachliche und finanzielle Hilfen gewährten auch das Rheinische Amt für Denkmalpflege und das Rheinische Museums- und Archivamt.
Die Stadt Alsdorf unterstützt den Verein seit seinem Bestehen durch einen jährlichen Zuschuss. Auch pachtete sie das Depotgebäude zur Unterbringung der Museumssammlung an und half bei der Einrichtung des Bergbaulehrpfades.
In vielfältiger Weise unterstützte auch die Sparkasse Aachen die Bemühungen unseres Vereins. Die Erstausstattung des Vereinsbüros wurde dadurch ermöglicht. In den Filialen der Sparkasse konnten Vitrinen aufgestellt werden, die mit bergmännischen Geräten und Werkzeugen bestückt wurden. So können wir auf unsere Bemühungen aufmerksam machen und für unsere Arbeit werben.
Sichtbare Erfolge wurden auch durch den Einsatz von temporär Beschäftigten möglich. Das Arbeitsamt Aachen, hier besonders die Dienststelle in Alsdorf, erkannte die Vereinsziele an und akzeptierte den Verein als Partner für die Durchführung von Arbeitsbeschaffungs- maßnahmen. Viele Arbeitsfelder konnten dadurch bisher bewältigt werden:
Seit seiner Gründung sammelt der Verein Geräte und Maschinen des Bergbaus, die unter der Aufsicht bzw. Mitarbeit von Mitgliedern, die früher im Bergbau verantwortlich tätig waren, konserviert und restauriert werden. Seltene Bergbaumaschinen, Gezähe, verschiedenste Modelle und Ausbaumaterialien für den Nachbau eines unterirdischen Streckennetzes konnten zusammengetragen werden.
Ein anderer Sammelschwerpunkt sind Lokomotiven, Wagen und Waggons des Eisenbahnwesens im Aachener Revier. Sie sollen die Bedeutung des Transportwesens verdeutlichen, geben aber auch die Möglichkeit, Dampfzugfahrten zu veranstalten. Im Bestand sind verschiedenste Schienenfahrzeuge der Grubenbetriebe, die zum Teil aus der Waggonindustrie in Aachen oder Eschweiler stammen.
Mit Hilfe der Nordrhein Westfalen Stiftung konnten eine feuerlose Dampfspeicherlok und die Traditionslokomotive Anna 8« erworben werden.
Die Sammeltätigkeit schließt auch die Einrichtung und den Ausbau eines Foto und Dokumentenarchivs ein. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Videothek für die zeitgemäße Dokumentation und Vermittlung von Geschichte.
Die schon 1986 ebenfalls mit Hilfe der Nordrhein-Westfalen-Stiftung erworbene Bibliothek der Bergschule zu Aachen wird durch gestiftete oder angekaufte Fach und Regionalliteratur fortlaufend ergänzt. Ebenfalls konnte die mineralogischgeologische Sammlung der Bergschule übernommen werden. Ein Arbeitskreis betreut sie und ergänzt sie ständig durch gezielte Sammeltätigkeit.
Mit der Hilfe vieler Institutionen, insbesondere der finanziellen Förderung durch die Nordrhein Westfalen Stiftung, konnte der Verein bisher eine Vielzahl an Veröffentlichungen herausgeben. Dies sind Buchproduktionen über die Geschichte einzelner Gruben im Revier oder zu einzelnen Aspekten der Bergbautraditionen. Seit dem Erfolg der Videodokumentationen »Glück auf«, die der Landschaftsverband Rheinland herstellte, bemüht sich der Verein, Videodokumentationen selbst zu produzieren.
Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes NRW unterstützte den Verein bei der Durchsetzung der Museumsidee. Auch die Landesentwicklungsgesellschaft NRW ist seit 1992 ein fester Partner des Vereins Bergbaumuseum Wurmrevier. Nach den verschiedensten Standortdiskussionen für das regionale Bergbaumuseum in Alsdorf, machte sie den Verein auf die Grube Anna II aufmerksam. In einer Mitgliederversammlung erfolgte der Beschluss, diesen Museumsstandort zu favorisieren und alle Planung auf ihn abzustimmen. 1993 legte der Verein Bergbaumuseum Wurmrevier ein erstes Konzept für die Einrichtung eines Bergbaumuseums in den Gebäuden der Grube Anna II vor. Im Auftrag des Grundstückfonds Nordrhein Westfalen und der Landesentwicklungsgesellschaft NRW entstand 1996 ein Gutachten zur Einrichtung des Bergbaumuseums »Wurmrevier«.
Öffnungszeiten:
Sonntags 14.00 Uhr Führung
sonst nach Vereinbarung
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